Shindo Yoshin Ryu Jujutsu - DTB / Tai Chi Zentrum Hamburg e.V.

 Shindo Yoshin Ryu Jujutsu

Interkulturelle Forschung des Tai Chi Zentrum Hamburg e.V., Sparten: Gesundheitssport und Kampfkunst

Shindo Yoshin Ryu Jujutsu und Innere Kampfkunst - eine Art von neuem "Rosetta-Stein"?

Taijiquan und Qigong sollte man einbetten in größere Kontexte Innerer Kampfkünste. Dabei könnten sich die über Jahrhunderte unveränderte Kampfkunst Shindo Yoshin Ryu mit seinen aus China stammenden Nairiki-Kata und Faszien-Forschung als eine Art "Rosetta-Stein" erweisen - als eine "Denksport-Aufgabe", durch die verloren gegangenes Wissen wieder zugänglich wird. Die klassischen Taiji-Schriften würden leichter verständlich werden. Ebenso die Vorstellung des "Nicht-Handelns Wu Wei.

 Kein geringerer als Yukiyoshi Takamura vertrat folgende Idee: Vergleicht man östliche Künste, so sollte man als Kriterum nicht die technische Ausführung von Techniken nehmen sondern die zugrundeliegende Theorie, die Prinzipien (s. Recherche zu Yukiyoshi Takamura). Auch der gegenwärtige Linienhalter seiner Stilrichtung, Tobin E. Threadgill Kaisho, hält diesen Vorschlag für faszinierend. Ähnlich ist auch der DTB-Standpunkt: Die Taijiquan-Prinzipien lassen sich mit denen anderer "weicher, innerer" Kampfkünste vergleichen. 

Studie: Müssen grundlegende Punkte der Taijiquan-Fachliteratur revidiert werden?

DTB-Gründungsmitglieder erforschen das Yang Family Taijiquan und das japanische Shindo Yoshin Ryu Jujutsu auf wissenschaftlicher Grundlage. Erste DTB-Thesen: Es gibt im Shindo Yoshin Ryu Jujutsu grundsätzliche Ähnlichkeiten zum Taijiquan bei grundlegenden Fachbegriffen (s. Glossar/ Terminologie-Definitionen):

  • Anteho / Fuanteho = starke Linie / schwache Linie, Boden-Verbundenheit, Körperdynamik
  • Atemi = Schlag zur Ablenkung, Verwirrung
  • Ju Jutsu (Jujitsu) = Flexible Kampfkunst, Anpassung
  • Kake = Kontrolle zum Abschluss einer Übung
  • Kata = festgelegte Form, Solo und mit Partner (unterschiedliche Definition bei Otsuka)
  • Kuzushi = Brechen der Haltung, Verlust des Gleichgewichts
  • Musubi (Go / Ju) = Harte Verbindung / Weiche Verbindung, Partnerkontakt und Körperwahrnehmung
  • Nairiki No Gyo = Übungen für Innere Kraft
  • Sente = Initiative/ Angriff im Bujutsu: Go No Sen, Sen No Sen, und Sen Sen No Sen
  • Ten Chi Jin = Himmel-Erde-Mensch
  • Tsukuri = ("Machen") Eröffnung als Vorbereitung zum Werfen
  • YYoshin = Herz/Geist der Weide, Vorbild der chinesischen Weide mit aufrechten Zweigen (Salix sinopurpurea)

Taiji-Fachwelt beschwört "Einzigartigkeit" und beansprucht als Alleinstellungsmerkmal die "Innere Kampfkunst"

Dr. Stephan Langhoff: Innere Kampfkunst Tai ChiDie Ersetzung von Fiktionen durch Fakten sieht der DTB als wichtigen Beitrag zu mehr Transparenz in der Gesundheitsförderung mit fernöstlichen Künsten. Sollten sich obige Thesen erhärten, so müßten wichtige Kapitel der Taiji-Fachliteratur umgeschrieben werden, denn es wären zentrale Thesen für das Tai Chi der Yang-Family widerlegt. Tai Chi Chuan wäre dann durch die DTB-Forschungen "relativiert" - und keineswegs aufgrund seiner Prinzipien so einzigartig, wie es gemeinhin in der Szene behauptet wird.

Der überwiegende Teil der Taiji-Fachwelt hat sich festgelegt, dass Konzepte wie die obigen ausschließlich im Tai Chi, Bagua und Xingyi benutzt werden und daher nur diese drei Kampfkünste als "Innere Kampfkunst" gelten können. Sie verteidigen diese angebliche Einzigartigkeit unbeirrt gegen die Warnungen einiger weniger Institute wie dem Dt. Taichi-Bund.

Sicher hat eine solche gewünschte Einzigartigkeit der Taiji-Prinzipien auch starke finanzielle Motivationen - das chinesische Schattenboxen läßt sich durch solche Alleinstellungsmerkmale wesentlich besser "verkaufen" und trifft zudem genau den Nerv vieler Interessierter, die sich durch einen solchen einzigartigen Nimbus angezogen fühlen. Finanzielle Aspekte werden in der Szene gerade im Zusammenhang mit dem Yang-Stil-Taijiquan häufig diskutiert. Vgl. dazu den zusammenfassenden Vergleich von Tagungen: Yang Chengfu Center über Tai Chi Symposum sowie die Rückschau mit Bewertungen der Referenten auf Tai Chi Symposium

Für das Yang Family Taijiquan hat sich dazu bereits um 1930 Großmeister Yang Chengfu (4. Generation Yang-Taijiquan) festgelegt. Es ist bezeichnend für den damaligen Zeitgeist, wie häufig und hart er bei der Diskussion der Prinzipien seiner Familie so genannte "äußer Kampfkünste" angeht und allen die Taiji-Prinzipien abspricht. Eine solche offenkundige Unwissenheit ist eigentlich ungewöhnlich. Auch verstößt Yang Chengfus recht undiplomatisch formulierte "Herabsetzung" anderer Schulen genau genommen ja gegen die von ihm selbst aufgestellten Wushu-Moralvorstellungen.

Besonders deutlich werden die Vorteile der übergeordneten Perspektiven bei der Diskussion der Tai Chi Prinzipien. Zusatz-Termine Saarland: Tai Chi Ausbildung Saarbrücken

 

Update: Nirgends wird die Yang-Jun-Mission in ihrer Gesamtheit dargestellt. Auch wird das zugrundeliegende Narrativ einer Glaubens-Gemeinschaft nicht ausreichend kommuniziert. Das TCZ-Korrektiv zum "Yang-Chengfu-Center-Syndrom" möchte diese Lücken schließen, um die nötige Transparenz zu sichern. Erstmals wird hier versucht, tiefergehende Aspekte in größere Zusammenhänge einzubetten und mit Updates laufend zu erweitern. Quelle: Yang Chengfu Center.

Innere Kampfkunst Tai Chi

Lesetipp:  Push Hands (Tuishou)

Der neue Push-Hands-Essay von DTB-Ausbilder Dr. Langhoff beleuchtet die ganze Bandbreite des "Push-Hands (Tuishou)" aus ideologie-freier Sicht, denn der Autor, Dr. Langhoff, ist keiner chinesischen Dynastie zu Loyalität und Gehorsam verpflichtet. Hier beschreibt der DTB-Ausbilder die Grundzüge der Tuishou-Thematik in Forschung, Unterricht und Lehre. Wenngleich Push Hands seine einstige Strahlkraft immer mehr verliert, so sollte man sich dennoch mit den Partnerübungen intensiv befassen. Mit dem Tuishou-Thema sind wir mittendrin im Herz des Tai Chi Chuan - und auch des Qigong. Denn bei den "Schiebenden Händen" geht es im Endeffekt um "Innere Kraft" - und damit um den Einsatz der "Qi-Energie (Fajin)". Zentrale Themen sind "Sung-Entspannung", "Yin-Yang-Philosophie" und "Resilienz". Quelle: Freies Push Hands Hannover.

Update 2020 "Outside-The-Box-Model" im Pushing Hands

Die persönliche Kommunikation zwischen Dr. Stephan Langhoff und Toby Threadgill über die Funktionsweise der aus China stammenden Nairiki-Kata hat zu einer bedeutsamen Erweiterung des Verständnisses von Pushhands-Partner-Drills geführt. Es geht ja um weit mehr als "Innere Kraft"!. Das "Outside-The-Box-Model" referenziert auf das kreative Einlassen auf die Absichten des Kontrahenten, ohne Widerstand auszuüben. Die "Ju-Methodik" der Flexibilität und Lockerheit (Relaxation) gepaart mit "Musubi (Verbundenheit)" und optimierter Körper-Struktur (Structure / Posture) ist besonders beim "Freien Pushhands (Free Pushing Hands)" von großem Vorteil.  Zu diesem erweiterten Pushhands-Verständnis gehört auch die "Quantensprung-Neuerung" von Wado-Gründer Hironori Otsuka, die Solo-Formen des Okinawa-Te auf Freikampf-Partnerübungen zu erweitern. Das "Revolutionäre" ist die Maxime, nicht Kraft gegen Kraft zu setzen.